Trauerwege von Kindern und Jugendlichen

Nach einem einschneidenden Erlebnis, wie dem Tod eines nahestehenden Menschen, ist in der Familie nichts mehr wie es war. Dieser harte Schicksalsschlag wird von jedem Familienmitglied anders wahrgenommen. Jetzt ist es besonders wichtig, eigene Emotionen zu spüren und ernst zu nehmen. Oft aber werden Kinder und Jugendliche mit ihren Gefühlen alleine gelassen oder dürfen diese nicht zeigen. Wenn junge Menschen ihre Trauer nicht zeigen können, kann es passieren, dass sie sich gegenüber ihren Mitmenschen verschließen oder von ihren eigenen Gefühlen überwältigt werden.

Neben solchen Verhaltensauffälligkeiten können auch psychosomatische Symptome, wie Kopf- und Bauchschmerzen, Ess- und Schlafstörungen, Albträume, Konzentrationsschwierigkeiten und andere Beschwerden Folgen verdrängter, ungelebter Trauer sein. Wird das Verhalten von Kindern aufgrund ihres Gefühlsausdruckes als „unpassend“ gemaßregelt oder abgewertet, verlieren sie das Vertrauen in die Richtigkeit ihrer Empfindungen. In der Folge führt das zum Verlust des Zugangs zu positiven Gefühlen, wie Freude und Liebe. Kinder geraten so in einen Teufelskreis aus unverständlichem Verhalten und Ablehnung.

Dabei tut Trauer gut, auch wenn sie schmerzt, denn sie ist eine natürliche Reaktion.

Jeder Mensch, ob jung oder alt, empfindet sie anders und sollte unbedingt die Möglichkeit bekommen, Trauer selbst zu spüren und einzuordnen. Daher ist es wichtig, dass Kindern und Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten zur individuellen Trauerverarbeitung zur Verfügung gestellt werden. Und sie müssen darin bestärkt und bestätigt werden, dass sie so wie sie sind, genau richtig sind.

Genau hier greift das Angebot von TrostReich und bietet in den Gruppen trauernden Kindern und Jugendlichen, sowie ihren Familien, für ihr persönliches Trauererleben einen geschützten Raum, in dem sie Gleichbetroffenen begegnen. Der Austausch zwischen den trauernden Kindern und Jugendlichen und das gemeinsame Erleben ist dabei für TrostReich von besonderer Wichtigkeit. Das gegenseitige Verstehen und das Gefühl nicht mehr allein mit seinem Schicksal zu sein ist ein Element zur Stärkung der Selbstwahrnehmung und Orientierung im Trauerprozess.

Hier gibt es kein Richtig oder Falsch.

Es gibt nur einen Weg: Deinen!

Recht auf Trauer

Jedes Kind darf trauern, wie es will.

Ich darf Fragen zu deinem Tod stellen, und zwar alle Fragen, die ich möchte.

Ich darf so viel über deinen Tod erfahren, wie möglich.

Ich darf getröstet werden und andere trösten.

Ich darf dich auch tot nochmal sehen und bei deiner Trauerfeier dabei sein, wenn das möglich ist und ich das möchte.

Ich darf ganz viele verschiedene Gefühle gleichzeitig haben.

Ich darf weinen. Muss ich aber nicht.

Ich darf wütend sein und schimpfen und brüllen.

Ich darf auch mal wieder lachen und fröhlich sein.

Ich soll mich nicht schuldig fühlen.

Ich darf Angst haben.

Ich darf darüber reden, aber nur, wenn ich das auch möchte.

Ich darf auch mal meine Ruhe haben.

Ich darf mich, wann und wo ich will, an dich erinnern.

Ich darf dich auch mal für ein Weilchen vergessen.

Ich darf Dinge tun, die mich trösten und mir guttun.

Ich darf schwach sein.

Ich darf mir die Zeit nehmen, die ich brauche.

Ich darf so trauern wie ich will.

Ich darf dir, wo und wann immer ich will, sagen, dass ich dich lieb habe.

Weil du mir so fehlst!

von Ayse Bosse